Fachkrankenhäuser

Ein Viszeralchirurg in der Orthopädie?

Stellen Sie sich einmal vor: Sie sind ein hochqualifizierter Viszeralchirurg und haben sich Ihr gesamtes Berufsleben der Kunst der Bauchchirurgie verschrieben. Sie operieren Blinddärme im Schlaf und Leistenbrüche mit links. Doch eines Tages werden Sie in einer orthopädischen Fachklinik eingesetzt – einer Klinik, in der das Skalpell meist eher für Gelenk- als für Darmoperationen geschwungen wird.

So stehen Sie nun da, umgeben von Hüftprothesen, Kniegelenken, Schulterimplantaten und sportorthopädischen Eingriffen, und fragen sich: „Wie fülle ich jetzt meine 40-Stunden-Woche?" Hier ein paar Szenarien:

  1. Der Hausmeister-Retter:
    „Das OP-Licht flackert? Kein Problem, ich habe schon schwierigere Sachen geflickt!“ – Der Viszeralchirurg entdeckt neue Talente als technischer Notdienst.
  2. Yoga für Chirurgen:
    „Wenn ich schon keine Bäuche mehr öffnen darf, vielleicht finde ich innere Ruhe im Pausenraum…“ Nach ein paar Wochen haben Sie mehr über Yoga gelernt als über orthopädische Eingriffe.
  3. Der Berater für die Kantine:
    „Das Mittagessen könnte mehr Ballaststoffe vertragen!“ – Ihre Expertise in der Verdauung macht Sie zum unverzichtbaren Ratgeber der Kantinenchefs.

Natürlich wissen wir, dass dies nicht die beste Nutzung der Fähigkeiten eines Viszeralchirurgen ist. Aber genau diese absurde Vorstellung zeigt, wie wenig durchdacht einige Leistungsgruppenanforderungen des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes (KHVVG) beispielsweise für orthopädische Fachkliniken sind. Um weiterhin ein breites Spektrum an orthopädischen Eingriffen anbieten zu können, benötigen diese Kliniken neben den endoprothetischen Leistungsgruppen auch die Leistungsgruppe „Allgemeine Chirurgie“ – und damit zwangsläufig auch einen Viszeralchirurgen.

Doch in einer Klinik, die sich auf orthopädische Eingriffe spezialisiert hat, gibt es schlichtweg keinen sinnvollen Einsatzbereich für diese Experten.

Fachkrankenhäuser im KHVVG stärken, nicht schwächen

Die derzeitigen Vorgaben des KHVVG ignorieren die realen Bedürfnisse und Strukturen spezialisierter Fachkliniken. Mit beiliegendem Plakat möchten wir auch Handlungsbedarf für andere Leistungsbereiche aufzeigen, wie beispielsweise in der Schlaganfallversorgung und der Neuro-Phase B. Auch die sektorübergreifende Versorgung, die durch belegärztliche Strukturen gestärkt wird, würde mit der jetzigen Leistungsgruppensystematik einen empfindlichen Rückschlag erleiden.

Wir fordern daher dringend Nachbesserungen am KHVVG, um die besondere Situation der Fach- und Belegkliniken zu berücksichtigen und ihre Zukunft zu sichern.

Info-Plakat zur Situation der Fachkliniken:

Plakat: Fachklinik stärken, nicht schwächen (PDF)